Die Ellbogenstudie für Golden und Labrador
Das Leiden der Hunde mit Ellenbogengelenkdysplasie (ED) überbietet die allermeisten anderen Beeinträchtigungen und ist auch für Hundebesitzer belastend – von den Kosten ganz abgesehen.
Seit ca. 30 Jahren ist die Röntgenuntersuchung der Ellbogen bei Retrievern im DRC vor dem Zuchteinsatz verpflichtend, und die Anforderungen an Zuchthunde sind stetig gestiegen.
Die jährlichen Auswertungen der Nachzuchthunde haben aber gezeigt, dass ein Zuchtfortschritt hinsichtlich der Verbesserung der Ellbogengesundheit sehr langsam, manchmal gar nicht zu beobachten war.
Beim Labrador gab es kurzfristig den Versuch, mit Hilfe von Zuchtwertobergrenzen bei Verpaarungen einen Fortschritt zu erreichen. Mit dem Wechsel der Gutachter und dem Wechsel der Arbeiten zur Zuchtwertschätzung von der Firma dogbase zum VIT Verden ist diese Arbeit erst einmal unterbrochen worden.
Durch bahnbrechende Erkenntnisse der Wissenschaft zum Genom ermöglicht, eröffnet sich jetzt über die Zusammenarbeit von mehreren Einrichtungen, VIT Verden (Frau PD Dr. Stock), JLU Gießen (Herr Dr. Tellhelm), Generatio (Herr Dr. Manz), mit dem DRC die Option, ein gemeinsames Forschungsprogramm zur Reduzierung der ED zu starten. Dafür werden erstmals genomische Verfahren eingesetzt, wie sie in der Nutztierzucht seit Jahren erfolgreich angewendet werden. Genetisches Material der schon geröntgten oder zukünftig zu röntgenden Hunde wird im Labor analysiert und das Ergebnis mit dem Röntgenbefund abgeglichen und ausgewertet. Das VIT stellt dafür technische und personelle Kapazitäten bereit. Der DRC unterstützt das Projekt durch die Bereitstellung der Röntgenaufnahmen und des genetischen Materials der geröntgten Hunde. Darum werben wir um Ihre freiwillige Mithilfe in Form der Einsendung von Proben beim HD/ED Röntgen und Ihre Einwilligung zur Verwendung für dieses Forschungsprojekt.
Das Antragsformular finden Sie unter diesem Verweis.
Die Studie ist für einen dreijährigen Zeitraum konzipiert und soll schlussendlich ca. 2.500 Hunde umfassen. Diese große Anzahl wird benötigt, um wissenschaftlich eindeutig die individuellen Röntgenbefunde den genomischen Befunden und den Verwandtschaftsdaten zuzuordnen. Die Erkenntnisse aus den Arbeiten an den Studienhunden bilden die Grundlage für die Beurteilung der folgenden Generationen und die Erarbeitung eines genomischen Zuchtwertes für ED.
Seitdem 2005 das Genom (Summe aller Erbanlagen) eines Hundes erstmals komplett ausgelesen wurde, sind bereits Riesenfortschritte bei der Zurückdrängung von Erbkrankheiten erzielt worden. Der PRA z. B. konnte man relativ schnell auf die Spur kommen, da sie durch ein einzelnes verändertes Gen ausgelöst wird. Die ED aber ist eine Erkrankung, an der nach derzeitigem Wissensstand sehr viele Gene beteiligt sind. Solchen Erkrankungen kann man nur mit genomischen Methoden (Untersuchung des Gesamt-Genoms) unter Einbeziehung komplexer Rechentechnik auf den Grund gehen; ein einfacher Gentest greift da nicht. Die genomische Zuchtwertschätzung eignet sich besonders zur Verbesserung von Merkmalen mit geringer Erblichkeit, wie sie die ED der Retriever darstellt.
Seit dem Start der DNA-Einlagerung von DRC Zuchthunden im Jahr 2011 bietet sich uns hier erstmals die Möglichkeit, eine Krankheit lindern zu können, die nicht nur durch ein einzelnes verändertes Gen ausgelöst wird.
Bitte begleiten Sie diese Forschung und helfen Sie mit bei der Zurückdrängung der Ellbogenerkrankungen – für unsere Hunde!
Armgard de la Motte, Dr. Petra Schneller - im Auftrag des Vorstands des DRC